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1. Wir erfahren die Welt mit Hilfe der Haptik

Wir Menschen sind es von jeher gewöhnt, unsere Hände beim Erkunden unserer Lebenswelt zur Hilfe zu nehmen: Um diese zu be-greifen, einzuordnen. Beziehungen aufzunehmen, oder um die Hände als (Kampf-)Werkzeuge zu verwenden. Haptik ist  die Art und Weise, wie wir berühren und Berührungen erfahren. Wie wir mit der Welt um uns und unseren Mitmenschen in Kontakt kommen.

 

Mit Hilfe der Haptik - unserem Beziehungssinn - organisieren und integrieren wir unsere Basis- bzw. Nahsinne. So üben wir etwaTiefendruck aus, wenn wir mit der ganzen Handfläche auf eine Tischplatte drücken. Wir beleben den Hautsinn, wenn wir mit Tonschlicker sanft über den Handrücken fahren. Oder wir aktivieren den Gleichgewichtssinn, wenn wir mit Kugeln in beiden Händen jonglieren.

 

So lernen wir unseren Körper differenzierter kennen (= wir entwickeln ein Körperschema). Wir verbessern laufend unsere Raumorientierung und speichern die gewonnenen Informationen in unserem auditiven und visuellen Gedächtnis ab. Wir lernen auch, uns koordinierter zu bewegen, konzentrierter zu arbeiten oder Handlungen besser zu planen, und schaffen so Grundvoraussetzungen für unsere physische und psychische Gesundheit.

berührung und wohlbefinden

Unsere Hände und unser Hirn sind eng miteinander verbunden. Studien von Martin Grunwald, vom Haptik-Labor Leipzig belegen: Die Art, wie wir berühren und berührt werden hat einen enormen Einfluss auf unsere körperliche, psychische und kognitive Gesundheit.

 

Speziell bei nahestehenden Personen sind die Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die soziale Verbundenheit enorm. Dabei spielt natürlich vor allem die Art der Berührung eine große Rolle. Während das liebevolle Streicheln, Umarmen und Kuscheln zu den glücklichsten Erfahrungen der (frühen) Kindheit zählen, können körperliche Züchtigungen oder emotioneller Stress zerstörende, schwerwiegende Folgen haben. Das gilt auch für sehr frühe Druck- oder Spannungserfahrungen bereits im Mutterleib oder bei einer schwierigen Geburt.

Dirk Scheele von der Abteilung für Medizinische Psychologie der Universität Innsbruck, die vor kurzem eine Metastudie zu diesem Thema durchführten, erklärt: "Berührungen sind von zentraler Bedeutung, weil sie die Gehirnentwicklung beeinflussen, ein Gefühl für den eigenen Körper vermitteln und als Stressregulator dienen.“

Unsere Hände: Speicher alter Erlebnisse

Bei vielen Kindern und Erwachsenen sind nicht alle Grundvoraussetzungen (gleich) gegeben. Sie können aufgrund schwerwiegender (früher) Ereignisse blockiert oder aufgrund (wiederholter) belastender Erfahrungen eingeschränkt sein. In unseren Händen und in der Art ihrer Bewegungen bleiben diese Erlebnisse auch lange danach sichtbar.

 

Ob bewusst oder unbewusst. Die Erinnerungen an frühe Erlebnisse und Erfahrungen sind verbal nicht erreichbar. Sie alle sind aber in unserem Körper gespeichert. So prägen sie auch später unsere Wahrnehmung, unsere (Körper-)Haltung, das Aussehen unserer Hände und deren Bewegungen: abgehackt-ruckartig, extrem schnell oder wie schwebend-sphärisch... Ob wir uns tatsächlich etwas nehmen können, oder ob wir leer ausgehen. Unsere Hände sind somit ein gutes Barometer für unser gesamtes Wohlbefinden.

 

Haptik: Ausgleich zwischen aktivierung und Entspannung

Wie kann unser Nervensystem einen regulierten, passenden Ausgleich zwischen Entspannung und Aktivierung finden? Wie können wir im Hier und Jetzt die richtigen Entscheidungen treffen?

 

Durch das Ansprechen dieser Bewegungen und das Sichtbarmachen mit Hilfe des plastisch formbaren Materials Tonerde kann es gelingen emotionale, kognitive und soziale Blockaden zu lösen, Entwicklungsschritte einzugliedern oder nachzuholen.


Das gelingt auf präverbale Weise dank der Fähigkeiten unserer Hände:


Bei der Methode Arbeit am Tonfeld® verwenden wir das Material Ton(erde) in einem Rahmen, um die Art unserer (Bewegungs-)Muster schrittweise besser kennenzulernen und umzuformen.

 

So kann es in Zusammenarbeit mit einer entsprechend geschulten Begleitung gelingen, Verhaltensauffälligkeiten zu verbessern, das Nervensystem zu regulieren und zugleich die eigene Wirkmächtigkeit und Problembewältigungsfähigkeit stärken.

 


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