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3. Die HAND-lungsfähigkeit wieder herstellen

Viel zu wenig ist bisher darüber bekannt, wie eng unsere Haptik mit unseren Erfahrungen verbunden ist. Dank der Methode Arbeit am Tonfeld gelingt es, mit Hilfe unserer Hände, belastende Verhaltensmuster und Einstellungen zu verändern.

Monika kommt schon länger in die Tonfeldpraxis. Sie hat schon viele Erfahrungen mit dem Material Tonerde  im Holzrahmen gesammelt. Trotzdem fällt es ihr zunächst schwer, mit dem Feld Kontakt aufzunehmen. Die linke Hand wirkt skeptisch, abwehrend und angespannt. Die Rechte kann nur sehr vorsichtig tastende Berührung mit dem Material aufnehmen. Auch das Verhältnis der beiden Hände zueinander scheint unklar.

Erschwerter Kontakt mit der Umwelt

Wenn die Bewegung wie bei Monika unterbrochen wird oder Berührung gar nicht möglich ist, ist auch der Kontakt mit der realen Umwelt schwierig. Manchmal ist etwa der Muskeltonus so hoch, dass beim Angreifen von zarten Objekten, wie einem Kücken, zu fest gedrückt wird, anstatt es nur ganz sanft anzufassen.

 

Wie die Resultate einer jüngst im American Journal of Psychiatry veröffentlichten Studie belegen, ist bei Menschen mit traumatischen Erlebnissen in der Kindheit die Wahrnehmung und die sensorische Verarbeitung verändert. Berührung und (soziale) Nähe werden dadurch häufig als unangenehm oder belastend erlebt. In der Arbeit am Tonfeld® sprechen wir von einem Bruch in der Lebensbewegung.

Den Bruch "kitten"

Monika im oben beschriebenen Fall kann den Ton zunächst gar nicht berühren. Nur ganz vorsichtig wagen sich die Hände auf das Feld und wie im Theater übernehmen die beiden Protagonist:innen ihre Rollen.

 

Im Gespräch mit ihr zeigt sich ihre Situation neben der Angespanntheit auch im emotionalen oder kognitiven Verhalten: etwa in einer extremen Ängstlichkeit und der Unfähigkeit klare Gedanken zu fassen.

Doch während sehr tiefe, lange zurückliegende Erlebnisse oder verdrängte Erfahrungen oft über die Sprache kaum erreicht werden, findet die Haptik wie von selbst einen Ausgleich, indem die Bewegung beim Arbeiten mit dem Ton im klar abgegrenzen Feld schrittweise verändert und transformiert wird.

Die Wirksamkeit von Haptik und resonanz

Mit Hilfe des plastischen Materials Tonerde kann Monika im vertrauten Zweier-Setting immer mehr Erfahrungen über sich, ihre HAND-lungen und das, was sie umgibt, sammeln.  Als Begleiterin stehe ich mit ihr in Resonanz und unterstützte sie dabei, schrittweise lange eingelernte Muster zu verändern. Neue Orientierung und Sicherheit zu finden, und diese im Körper zu verankern.

 

Frühe Kindheitserfahrungen und sogar herausfordernde (Vor-)Geburtserfahrungen wie Abtreibungsversuche oder Kaiserschnitt etc. können so bearbeitet werden. Im anschließenden Gespräch werden etwa hochkommende Bilder verbalisiert und so auch verständlicher. Dank zunehmendem Embodiment – dem Verankertsein im eigenen Körper - gelingt es der Klientin immer besser, Spannungszustände auszugleichen, das Nervensystem zu regulieren und die leibliche, emotionale und soziale Basis zu stärken.

Im Lauf der Stunde findet Monika einen Umgang mit dem Material. Es wird greifbar, schiebbar, quetschbar.

Nun bekommt sie den  Ton mit beiden Händen immer besser zu fassen und alles wird sukzessive aus dem Feld geräumt.

Am Ende ist das gesamte alte, belastende Material draußen. Monika kann tief ausatmen. Ihr Nervensystem kommt zur Ruhe. Sie wirkt lebendiger und lacht entspannt.

Hier erfährst du mehr über die Methode Arbeit am Tonfeld


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